SEO-Optimierung für Galerien

Mit diesen 3 Basis-SEO-Schritten wird Ihre Galerie-Website in Zukunft besser gefunden

Ambitionierte Galerien betreiben hohen Aufwand bei der Präsentation ihrer Künstler im Netz. Sie unterhalten umfangreiche Websites mit vielen Daten und Bildmaterial, die gepflegt werden müssen. Oft bevorzugen sie eine elegante und minimalistische Gestaltung mit wenig Text. Sie betrachten professionelle Fotos als wichtigsten Inhalt ihres Web-Auftritts, da die Kunst für sich spricht. Geht es Ihnen ebenso?

Die Folge ist oft mangelnde Sichtbarkeit. Ohne Suchmaschinenoptimierung (SEO) verstehen Google, Bing und Co Ihre Seite nicht. Diese brauchen Hintergrundinformationen über Sinn und Zweck Ihrer Website, damit sie Sie bei der entsprechenden Anfrage anzeigen können. Eine SEO-optimierte Website arbeitet bald für Sie und ermöglicht Kunstinteressierten Sie überhaupt zu finden. SEO ist eine Investition in die Zukunft.

Für die Basis-Suchmaschinenoptimierung für Galerien sind drei Schritte notwendig: Zuerst führen Sie eine Keyword-Analyse durch und wählen für jede Unterseite ein geeignetes Keyword aus. Im zweiten Schritt bauen Sie die einzelnen Seiten entsprechend dieses Keywords aus: Produzieren Sie neue Inhalte zu Ihren gewählten Schlüsselwörtern und ergänzen Sie in der Redaktionsebene Metadaten und technische Elemente. Im dritten Schritt folgen Maßnahmen außerhalb der Website, wie Verlinkungen von anderen Seiten und der Aufbau von Empfehlungen. So wird sich die Zahl Ihrer Besucher bald erhöhen.

1. Keyword-Analyse und gezielte Auswahl für jede Unterseite Ihrer Website

Die Keyword-Analyse ist die Grundlage der Suchmaschinenoptimierung für Galerien

Zunächst legen Sie fest, über welche Keywords Sie gefunden werden wollen. Das ist die Grundlage jeder Suchmaschinenoptimierung für Galerien. Keywords sind Schlüsselwörter, die Menschen in die Suchmaschine eingeben. Gute Keywords sind solche, die oft gesucht werden, aber von Konkurrenten noch wenig verwendet werden. In einem umkämpften Markt sollte eine Konkurrenzanalyse vorangehen. Ein Keyword kann aus mehreren Worten bestehen, etwa „Editionen kaufen“. Bedenken Sie bei der Suche nach relevanten Keywords, welche Sprache Ihre Zielgruppe spricht. Verwendet sie kunsthistorischen Fachbegriffe oder umgangssprachliche Wörter? Überlegen Sie zunächst, wonach potenzielle Kunden suchen würden und recherchieren Sie dann Synonyme. Sammeln Sie alle Begriffe in einer Tabelle.

Weitere wichtige Keywords, die Ihnen selbst vielleicht nicht einfallen, finden Sie mit verschiedenen Werkzeugen: Werten Sie die Suchbegriffe der internen Suche der Website, die sogenannten Log-Dateien aus. Falls ein Trackingstool mit ihrer Seite verbundenen ist, schauen Sie sich die Suchanfragen an, über die Besucher zu Ihnen gekommen sind. Zusätzlich bieten zahlreiche kostenlose und kostenpflichtige Online-Keyword-Tools die Möglichkeit zum Ausbau Ihrer Keyword-Liste. Eröffnen Sie ein kostenloses Werbekonto bei Google Ads. Damit erhalten sie Zugang zum integrierten Keyword-Planner. Dort gewinnen Sie wertvolle Einschätzungen darüber, wie umkämpft ein Keyword bei der wichtigsten Suchmaschine bereits ist. Ablesbar ist dies an der Zahl der Suchanfragen bei Google und dem Preis in der bezahlten Google-Anzeigenwerbung. Fügen Sie alle so gefundenen Keywords mit dem jeweiligen Suchvolumen Ihrer Tabelle hinzu.

Im Anschluss brauchen Sie diese nur noch auszuwerten und jeder Seite ein Keyword zuzuordnen. Wählen Sie die Keywords aus, die für Sie am wertvollsten sind. Das sind solche, deren Suchanfrage sie bedienen können und die oft gesucht werden, bei denen aber noch wenig Konkurrenz besteht. Legen Sie ein Hauptkeyword für Ihre Galerie-Website und ein weiteres Keyword für jede Unterseite fest. Für die Startseite könnte das etwa Ihr Alleinstellungsmerkmal sein ,wie beispielsweise „Galerie Berlin Surrealismus“. Für eine Unterseite etwa ein begehrtes Produkt, das oft gesucht wird, wie z. B. „Gerhard Richter Drucke kaufen“. Haben Sie das geschafft, sind Sie bereits einen großen Schritt weiter.

2. SEO-Maßnahmen auf Ihrer Galerie-Website

Nun können Sie die Inhalte auf Ihrer Website gezielt nach Ihren gewählten Keywords ausrichten. Das bedeutet, dass sie jeweils in allen Texten einer Seite erscheinen sollten, in den Überschriften, den Bildunterschriften und natürlich auch den Fließtexten in einer bestimmten Frequenz (Keyworddichte von 2 % bis 3 %). Übertreiben Sie es nicht, denn Google bestraft überoptimierte Seiten. Versuche zu tricksen führen dazu, dass man von der Suchmaschine als unseriös eingestuft wird.

Schreiben Sie lieber Texte für Menschen und optimieren Sie diese im Anschluss. Die Keyworddichte ist nur einer von vielen Faktoren, der nicht überbewertet werden sollte. Sie wissen nicht, was Sie schreiben sollen? Stellen Sie das Programm und die Besonderheit Ihrer Galerie dar, liefern Sie Künstlerbiografien, Werkbeschreibungen und technische Daten. Beantworten Sie häufige Fragen Ihrer Kunden in ihren Blog-Artikeln – etwa der Hängung oder des Transports von Kunstwerken. Die Texte sollten inhaltlich gehaltvoll aber leicht lesbar sein. Eine Länge von ca. 750 bis 1500 Wörter hat sich bewährt. Auf diese Weise werden Sie von seriösen Kunst-Interessenten fast automatisch gefunden.

Schreiben Sie zunächst gute Texte und optimieren Sie diese im Anschluss

Ebenso wichtig wie der Text ist bei der Suchmaschinenoptimierung für Galerien der Einsatz möglichst vielfältiger Medien. Setzen Sie neben guten Fotos auch Infografiken, Videos oder Podcasts ein. So schaffen Sie ein anregendes Umfeld. Das führt zu einer längeren Aufenthaltsdauer der Seitenbesucher. Und das ist ein Signal für Suchmaschinen, dass Ihre Seite dem Nutzer bietet, was er sucht. In der Folge wird sie bei ähnlichen Anfragen eher angezeigt.

Um die Ladegeschwindigkeit der Seite nicht unnötig zu beschweren, verkleinern Sie die Bilder auf die notwendige Größe und komprimieren Sie sie. Videos können auf Video-Plattformen wie Vimeo oder YouTube ausgelagert und per Link eingefügt werden. Denn auch die Geschwindigkeit beim Aufruf der Seite, der sogenannte Pagespeed, hat immer größeren Einfluss auf die Bewertung von Google.

Neben der Nutzeransicht lesen Suchmaschine auch Metadaten im unsichtbaren Teil der Website aus. Das sind Quelltextinformationen, die einen Überblick über den Inhalt der Seite geben und Suchmaschinen so helfen, Ihre Seite zu kategorisieren. Ohne diese Auskünfte können diese Ihre Website nur schwer einschätzen. In der Folge wird sie seltener in den Suchergebnissen angezeigt. Sagen Sie Google und Co, worum es auf Ihrer Seite geht. Je besser Suchmaschinen Ihre Website verstehen, umso gezielter können sie sie anzeigen.

Content Management Systeme wie WordPress und Kunstmanagementsysteme wie ARTfilo bieten eine praktische Redaktionsansicht. Hier geben Sie die Metainformationen ein, die im Hinblick auf die Suchmaschinenoptimierung für Galerien relevant sind. Jede Startseite und Unterseite wird dort mit diesen strukturierten Daten beschrieben: Der Title Tag ist die Überschrift der Seite. Sie sollte 55 Zeichen nicht überschreiten. Die Meta Description ist eine nähere Beschreibung der Seite in maximal 156 Zeichen inklusive Leerzeichen. Texten Sie beides mit Bedacht und verwenden Sie dabei das jeweilige Keyword, das Sie für die Seite festgelegt haben. Das ist wichtig, da diese Beschreibungen auch als Snippet (Schnipsel) in den Suchergebnissen erscheinen. Analog werden auch Bilder mit einem ALT Tag kurz beschrieben. Zusätzlich können Sie diese mit einem Mausover-Text versehen, dem Bild Title Tag. Sind alle Metatexte eingefügt, können Suchmaschinen Ihrer Website besser lesen und verstehen.

Schließlich sollten Sie Maßnahmen zur Usability treffen, also zur angenehmen Benutzbarkeit ihrer Website. Mit internen Verlinkungen leiten Sie die Besucher am Ende von Absätzen oder ganzen Seiten jeweils zur nächsten Seite weiter, die für sie interessant sein könnte. Auf diese Weise finden interessierte Kunstkäufer ganz leicht die Anregung und Information, die sie brauchen, um eine Kaufentscheidung zu treffen. Lassen Sie sie nicht unnötig suchen. Dann verschwinden sie schnell.

Die Zahl der mobilen Nutzer steigt

Stellen Sie sicher, dass die mobile Ansicht Ihrer Seite auf den wichtigsten Geräten funktioniert. Spätestens seit März 2021 gilt „mobile first“. Das bedeutet, dass die größte Suchmaschine zukünftig Websites vernachlässigt, die sich nicht stufenlos an unterschiedliche Bildschirmgrößen mobiler Geräte anpassen. Responsive Seiten, die das problemlos leisten, haben also einen Ranking-Vorteil. Sie werden zuerst angezeigt.

Abschließend kann es sinnvoll sein, eine Sitemap auf der Website bzw. im Analysetool Google Search Console zu hinterlegen. Eine Sitemap ist eine Karte über den Aufbau der Seite, die ganz einfach von Online-Generatoren im Netz erzeugt werden kann. Bedingung für den Einsatz einer Sitemap ist aber, dass diese ständig aktuell gehalten wird. Sonst greift Google auf eine falsche Landkarte Ihrer Website zurück. Bei kleineren Websites kann es sinnvoller sein, darauf zu verzichten. Google analysiert Ihre Seite dann selbständig.

Damit sind die wichtigsten Punkte der Suchmaschinenoptimierung, die Ihre Website direkt betreffen, erledigt. Die Grundoptimierung ist damit schon so gut wie geschafft.

3. SEO-Maßnahmen außerhalb der Website

Alle weiteren Maßnahmen der Suchmaschinenoptimierung für Galerien finden außerhalb Ihrer Galerie-Website statt. Daher spricht man von Off-Page-Faktoren. Sie verleihen Ihrer Seite auf indirekte Weise Gewicht. So können Links von einer anderen Website zu ihnen positiv gewertet werden. Verweisen viele qualitativ hochwertige Seiten auf Sie, geht Google davon aus, dass Sie vermutlich interessante Inhalte bieten. Solche verweisenden Links werden Backlinks genannt. Der gezielte Aufbau von Backlinks ist aufwändig. Er sollte stets mit bedacht werden. Verfassen Sie beispielsweise öfter Artikel für ein großes Online-Kunstmagazin oder eine seriöse überregionale Zeitung? Dann bitten Sie unbedingt um eine Verlinkung von dort zurück zu Ihrer Website.

Rankingfaktor Bewertungen
Viele Menschen orientieren sich an Bewertungen im Netz

Ganz ähnlich können Sie selbst vorgehen, wenn sie regelmäßig auf ihren Social Media Kanälen Beiträge veröffentlichen. Fördern Sie ganz einfach selbst Social Media Links. Wenn Sie etwa eine Ausstellungseröffnung auf Facebook ankündigen, dann vergessen Sie nicht einen Link zu Ihrer Homepage anzuhängen. Folgen die Nutzer diesem Link, ist ein Social Backlink entstanden. Natürlich sollte der Besucher dort tatsächlich sinnvolle nähere Information vorfinden, damit seine Erwartungen nicht enttäuscht werden.

Bewertungen auf anderen Plattformen sind eine weitere Möglichkeit, mit der sich Vertrauen auf ihre Seite übertragen lässt. Viele Nutzer orientieren sich an Bewertungen, die sie in den sozialen Medien, bei Google oder Bewertungsportalen vorfinden. Oft suchen Besucher sogar gezielt danach, bevor sie einen Ort aufsuchen. Nutzen Sie dies und bitten Sie begeisterte Stammkunden darum, eine Bewertung für Ihre Galerie zu verfassen. Wenn diese lieber anonym bleiben möchten, ist dies auch ohne Klarnamen, mit einer neutralen Email-Adresse möglich.

Verfolgen Sie diese Tipps zur Suchmaschinenoptimierung für Galerien dauerhaft und mit Bedacht, steigt ihr Ansehen langsam aber stetig. Ich empfehle Ihnen, auf falsche Bewertungen und konstruierte Backlinks von schlechter Qualität zu verzichten. Das fällt schnell auf, wirkt unseriös und wird von Google bestraft. Folgen Sie lieber der wichtigsten SEO-Maßnahmen für Ihre Galerie: Stellen Sie regelmäßig neuen und inspirierende Inhalte auf Ihre Galerie-Website bereit und kommunizieren Sie authentisch. Das ist der beste Weg, um in Zukunft besser gefunden zu werden.

Brauchen Sie Unterstützung? Dann helfe ich Ihnen gern bei der Suchmaschinenoptimierung Ihrer Galerie-Website.

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Sind Frauen die zukünftigen Stars am Kunstmarkt?

Der Vorsprung der männlichen Künstler am Auktionsmarkt scheint für Frauen uneinholbar. Nur 2 % des Umsatzes wurden im Durchschnitt in den letzten zehn Jahren durch Kunst von Frauen erwirtschaftet. Der Rest entfiel auf Arbeiten von Männern. So erzielte nur ein einziges Werk von Pablo Picasso mit 4,8 Milliarden Dollar auf einer Kunstmarkt-Plattform − mehr als die Werke von 6000 Frauen zusammen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Artnet und der Plattform „In Other Words“.

Dagegen empfiehlt der Berliner Galerist Johann König weibliche Künstlerinnen als die Kunstmarkt-Stars von morgen: „Wer Geld mit Kunst machen will, muss Werke von Frauen kaufen“ sagt er im Spiegel-Interview. Dabei beziehe er sich auf den Kunstkompass und eine weitere Studie von Artnet nach der viele Künstlerinnen „notorisch unterbewertet“ seien. Das werde sich in den nächsten Jahren ändern, ist der Berliner Galerist überzeugt.

Abb. 2: Helene von Taussig, Figurale Ausdrucksstudie 1920

Dafür spricht eigentlich nichts: Der Kunstbetrieb ist seit den Anfängen männlich dominiert und fördert durch seine Strukturen männliche Künstler. Weibliche Künstlerinnen, die den emanzipatorischen Aufbruch gewagt haben, wurden vielfach aus der Kunstgeschichte getilgt und erscheinen so gar nicht erst am Markt. Das zeigt das Beispiel von Mariette Lydis, Stefanie Kiesler und Helene von Taussig (Abb. 2). Nie gehört? Alle waren bedeutende Malerinnnen und Bildhauerinnnen, die die Wiener Moderne des frühen 20. Jahrhunderts entscheidend geprägt haben. Der Anteil der Frauen an den Ausstellungen der Sezession betrug ein Drittel. Eine Quote von der wir heute weit entfernt sind. Trotzdem kennt diese Künstlerinnen heute kaum Jemand.

Auch die Frauenbewegung in den siebziger Jahren konnte an dieser Situation kaum etwas ändern. Weibliche Künstler werden weit seltener wahrgenommen und ausgestellt als männliche. „Do women have to be naked to get into the Met. Museum“ (Abb. 3) fragten ironisch die feministischen Guerilla Girls auf einem Plakat im Jahr 1989. Damit prangerten sie die Geschlechterverhältnisse in der modernen Kunst und der Ausstellungspraxis an: Nur 5 % der im Metropoliten Museum in New York ausgestellten Künstler sind weiblich, aber dafür sind 85 % der nackten Figuren auf Bildern weiblich.

Abb. 3: Guerrilla Girls, Do women have to be naked to get into the Met. Museum? 1989

Die geringe Wahrnehmung von Frauen als Urheberinnen von Kunst schien bis vor Kurzem zementiert. 2018 stellten nach wie vor deutlich mehr männliche Künstler aus. Die Zahl ihrer Einzelausstellungen war insgesamt 22 % höher als die von Künstlerinnen. Beim Berliner Gallery Weekend wurden im selben Jahr 40 % mehr männliche Künstler gezeigt. Und das, obwohl es heute mindestens so viele Künstlerinnen wie Künstler gibt. Woran liegt das?

Durch die vermehrte Präsentation von Männern in Kunstgalerien werden die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Einkommen und Auktionsumsatz angetrieben. Das zeigt das Kunstkompass-Ranking der Zeitschrift Capital, das jährlich im Herbst die aktuell wichtigsten Künstler auslobt. Gemessen wird dies an ihrem Echo in der Fachwelt. Dazu zählt die Anzahl der Einzelausstellungen in einem internationalen Museen, die Teilnahme an einer der 100 bedeutenden Gruppenausstellungen wie etwa der Documenta in Kassel, Rezensionen in renommierten Kunstmagazinen, Ankäufe durch namhafte Museen, die Verleihung bedeutender Auszeichnungen und bei Skulpturen die Aufstellungen im Außenraum. Verkaufspreise spielen inzwischen keine Rolle mehr, da sie der Spekulationen unterliegen können und daher stark schwanken.

Doch nun gibt es erstmals Anzeichen für eine Veränderung. Bedeutende Museen wie das MoMa oder das Whitney Museum in New York bemühen sich um ein größeres Gleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Künstlern. Wichtige kulturelle Preise wie der Praemium Imperiale, also der Nobelpreis der Kunst (Kategorien unter anderem: Malerei, Skulptur) wird seit dem Jahr 2016 immer auch an eine Frau verliehen. Das zeigt nun Wirkung. Die ersten Frauen rücken in das obere Segment des Marktes vor, das zuvor von männlichen Kollegen dominiert wurde. Seit November 2019 belegen Rosemarie Trockel und Cindy Sherman Platz vier und fünf der Top-100-Gegenwartskünstler nach Gerhard Richter, Bruce Naumann und Georg Baselitz.

In der Liste der stärksten Aufsteiger rückt die Künstlerin Hito Steyerl, die auch an der Berliner Universität der Künste als Professorin für Medienkunst tätig ist, auf den zweiten Platz. Die jüngste Aufsteigerin ist Njideka Akunyili Crosby (Abb. 4). Ihr Marktwert ist inzwischen ähnlich hoch wie der vergleichbarer männlichen Kollegen. Der Kunstmarkt beginnt unterbewertete weibliche Künstler neu zu entdecken. Beispiele sind nicht nur Cindy Sherman und Rosemarie Trockel, sondern auch Cecily Brown, Marlene Dumas, Christine Ay Toe und Juli Mehret.

Abb.: Die Künstlerin Njideka Akunyili Crosby / Quelle: Bronx Museum Teen Council / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)

Zwar haben männliche Künstler einen jahrzehntelangen Vorsprung, der nicht so leicht aufzuholen ist. Doch der Prozess hat begonnen. Frauen werden häufiger ausgestellt und bei der Verleihung von Auszeichnungen stärker berücksichtigt, ohne dass dabei ihr Geschlecht explizit betont wird. Weitere Förderung ist trotzdem notwendig, denn Frauen verfügen oft nicht über einen Netz von Geschlechtsgenossinnen, die bereits gut im System integriert sind. Zudem stehen sie sich häufig selbst Weg. Zu oft treten Sie freiwillig zurück, aus Furcht sich in den Vordergrund zu drängen. Dabei wäre genau das notwendig, um in diesem schwierigen Business gesehen zu werden. Doch nun ist Bewegung in die Szene gekommen: Junge Künstlerinnen machen sich sichtbar. Selbstbewusst vertreten sie ihre Arbeit, statt darauf zu warten, dass Jemand sie entdeckt. Unter Nachwuchskünstlern beträgt ihr Anteil schon 48 % und es gibt keine Anzeichen, dass dieser Trend aufzuhalten ist.

Sie wollen mehr wissen? Dann lesen Sie meinen Artikel über die 7 Gründe, warum Menschen Kunst kaufen  → Mehr hier

Quellen:
Bloch, Werner, die verdrängte weibliche Avantgarde. Nur als Musen ins Museum, in: deutschlandfunkkultur.de (05/2019), www.deutschlandfunkkultur.de/die-verdraengte-weibliche-avantgarde-nur-als-musen-ins.976.de.html?dram:article_id=450019 (18.06.2020).
Buhr, Elke, Auktionsmarkt. 98 % männlich, in: monopol-magazin.de (9/2019), https://www.monopol-magazin.de/98-prozent-maennlich
https://www.monopol-magazin.de/98-prozent-maennlich  (16.06.2020).
König, Johann im Gespräch mit Valentina von Klencke, in: spiegel.de (10/2019), https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/kunst-galerist-johann-koenig-und-auktionator-robert-ketterer-erklaeren-den-markt-a-1291489.html (16.06.2020).
Mania, Astrid, Internationaler Kunstmarkt. Weniger Umsatz, mehr Frauen, in: sueddeutsche.de (03/2020), https://www.sueddeutsche.de/kultur/internationaler-kunstmarkt-weniger-umsatz-mehr-frauen-1.4832613 (16.06.2020).
Meyer, Philipp, Kunst kommt von können – können Frauen anders?, in: nzz.ch (11/2019), https://www.nzz.ch/feuilleton/ausstellungen-von-kuenstlerinnen-koennen-frauen-anders-nzz-ld.1513117 (16.06.2020).
Rohr-Bongard, Linde, Kunstkompass: Frauen dominieren das Aufsteiger-Ranking, in: capital.de (10/2019), https://www.capital.de/leben/kunstkompass-frauen-dominieren-das-aufsteiger-ranking (16.06.2020).
Steinfeld, Daniela im Gespräch mit Ute Welty, Galeristen über Frauen auf dem Kunstmarkt. Eine Quote würde Künstlerinnen nicht helfen, in: deutschlandfunkkultur.de (11/2018), in: https://www.deutschlandfunkkultur.de/galeristin-ueber-frauen-auf-dem-kunstmarkt-eine-quote.1008.de.html (16.06.2020).
Strohschneider, Tom, Arme Künstler, ärmere Künstlerinnen: Wenn der Gender Show Gap den Gender Pay Gap antreibt, in: oxiblog.de (04/2018), https://oxiblog.de/arme-kuenstler-noch-aermere-kuenstlerinnen-wenn-zum-gender-pay-gap-noch-der-gender-show-gap-dazukommt/ (16.06.2020).
Voss, Julia im Gespräch mit Gaby Wuttke, Frauen in der Kunst, Künstlerinnen sichtbar machen, in: deutschlandfunkkultur.de (03/20), https://www.deutschlandfunkkultur.de/frauen-in-der-kunst-kuenstlerinnen-sichtbar-machen.1013.de.print?dram:article_id=472004 (16.06.2020).
(Autor nicht genannt) In Richtung Gleichberechtigung auf dem Kunstmarkt, in: artprice.com (9/2017), https://de.artprice.com/artprice-reports/der-markt-fur-zeitgenossische-kunst-2017/in-richtung-gleichberechtigung-auf-dem-kunstmarkt (16.06.2020).

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Warum jetzt der richtige Moment für Galerien ist, endlich online sichtbar zu werden

Die Situation der Galeristen ist oft ist schwierig. Es ist aufwendig, junge Künstler aufzubauen. Sechs bis acht kostenlose Ausstellungen organisiert eine Galerie pro Jahr in den eigenen Räumen. Zur Eröffnung gibt es eine Vernissage, oft mit Künstlergesprächen und Musikprogramm. Die Etablierung von Künstlern auf dem Markt kann viele Jahre dauern. Bis dahin investiert der Galerist hohe Summen. Allein die Messekosten betragen 10.000 bis 20.000 €. Dabei ist stets unberechenbar, ob dort überhaupt Arbeiten verkauft werden. Die Sammler sind unregelmäßige Käufer, denn sie haben die Wahl zwischen einer Vielzahl von Messen und Biennalen.

Ein aktives Engagement im Marketing scheuen viele Galerien, insbesondere online und in den sozialen Medien. Man lässt lieber andere über sich sprechen bzw. schreiben. Zu groß ist die Angst, unseriös zu wirken. Überdies scheint die Aura der Kunstwerke in Gefahr. Denn im Browser-Fenster stehen die Arbeiten in neuen Kontexten. Parallel zu den Seiten einer Galerie hat der Nutzer womöglich andere Seiten geöffnet wie etwa Netflix, die Nachrichten oder ein Online-Shoppingportal. In dieser Umgebung könnten die Werke von Künstlern profan wirken. Ernsthafte Interessenten und Käufer findet man auf diese Weise nicht, sind noch immer viele Galeristen überzeugt. Eine digitale Galerie ermögliche einfach nicht dasselbe Erlebnis wie der Besuch einer Brick and Mortar Galerie.

Dem lässt sich mit dem Kunsthistoriker M. T. C. Michell entgegenhalten, dass die Online-Präsentation von Kunst durchaus Vorteile mit sich bringt: Der Interessent kann das Werk am Computerbildschirm sehr genau betrachten und hinein- oder hinauszoomen. Er kann es mit anderen Werken vergleichen oder parallel weitere Informationen zum Künstler oder der Technik aufrufen. So kann die Online Präsentation sogar ein größeres Verständnis ermöglichen.

Anders als auf Kunstmessen oder Vernissagen wird der potentielle Käufer nicht von den Massen durch die Räume geschoben. Er kann sich in Ruhe in die Werke vertiefen. Dennoch können wesentlich mehr Menschen die Kunst sehen, als es offline möglich wäre. Und das insbesondere in Zeiten von Corona. Es gibt also keinen Grund, auf digitale Präsentation zu verzichten und sich durch gezielte Marketingmaßnahmen mehr Sichtbarkeit zu verschaffen.

Abb. 1: Online-Präsentation von Kunst im Portal Artsy

Im Netz schlummert ungehobenes Potenzial. Das beweist die Vielzahl von Portalen, die Originale oder Editionen aller Preissegmente online verkaufen. Die Beispiele reichen von Artsy (Abb. 1) über Lumas und artflash bis hin zum Kunstsupermarkt. Erfolgreiche Galerien wie David Zwirner und The Journal in New York oder König in Berlin machen es vor. Sie sind omnipräsent in den sozialen Medien und unterhalten aufwändige 3D-Online Viewing Rooms auf ihrer Website, teils hinter einer Mailschranke. Dort bieten Sie umfangreiche zusätzliche Informationen an. Sie führen Interviews, zeigen Videos oder Podcasts, damit potentielle Kunden ihre Künstler und deren Arbeit besser kennen lernen. Und sie bieten die Möglichkeit, sofort zu kaufen. Denn viele Menschen sind bereit, auch hohe Summen für Kunst auszugeben, die sie nur auf einer digitalen Plattform gesehen haben. Dies könnten viel mehr Galerien für sich nutzen und sich so unabhängiger von der Teilnahme an Kunstmessen machen.

Eine Online-Verkaufsstrategie ist nicht zuletzt im Einklang mit dem Nachhaltigkeitstrend. Weniger Messebesucher und mehr digitaler Austausch schonen die Ressourcen. Das ist ein wichtiges Thema für die nachwachsende Generation. Auch gestandene Sammler sind schon in den Jahren vor der Krise reisemüde geworden. Immer neue konkurrierende Messen und Biennalen überfordertn ihren Kalender. Der Kontakt zu diesen Sammlern kann über verstärkte Online Aktivitäten gehalten werden.

Die begehrten Sammler setzen oft Schwerpunkte und besuchen nur die wichtigsten Veranstaltungen. Dabei hatte der Kunststandort Berlin im Jahr 2019 oft das Nachsehen. So blieb art berlin und die Positions hinter den Erwartungen zurück. Das Jahr 2020 war krisenbedingt schwach. Das bekamen auch kleine Galerien zu spüren, die sich zwar keine Teilnahme leisten können, aber von den vielen Sammlern profitieren, die die großen Events in die Stadt spülen. Im Jahr 2020 konnte Berlin ein wenig aufholen. Die Art Berlin und das Gallery Weekend gingen, anders als viele andere etablierte Standorte mit einem Hygienekonzept an den Start. Trotzdem betrug der Einbruch der Einnahmen von Galerien im Schnitt 30 Prozent. Galerien könnten sich unabhäniger machen, indem sie ihr digitales Engagement professionalisieren. Doch wie können sie online sichtbar werden? Diese 3 Punkte sind für ein erfolgreiches Engagement im Netz am wichtigsten:

  • Jede Galerie sollte ein klares Profil haben (Nische festlegen und als Marke kommunizieren),
  • Einen Online Show Room (z.B. „Square Space“) mit Hintergrund-Informationen zu Künstlern und ihren Arbeiten aufbauen (Storytelling nutzen und Verbindung zum Publikum schaffen),
  • Ausgewählte Social Media Kanäle gezielt und dauerhaft qualitätvoll bespielen und dabei aktiv mit dem Publikum interagieren (Communitybuilding)
Abb.2 (links): The Journal Gallery bietet Hintergrund-Informationen bei Facebook-Post: Hier ein Künstlerinterview mit Chris Johanson / Abb. 3 (rechts): Der Online-Shop Tennis Ellbow bei Facebook

Die New Yorker Galerie The Journal macht es vor. Auf ihrer Facebook-Seite zeigt The Journal Gallery mehr als Bilder. Sie bietet Hintergrundinformationen über die Motivation von Künstlern und Details über einzelne Werke (vgl. Abb. 2). Parallel betreibt sie den Online Shop Tennis Ellbow (vgl. Abb. 3 ). Der ungewöhnliche Name erinnert an den Zustand, der von viel Übung herrührt. Das passt zu einem Ort, der neuen Künstlern eine Chance geben soll. Auf der Plattform Tennis Ellbow bietet die Galerie ihrer angemeldeten Community Arbeiten aktueller Künstler eine Woche früher zum Verkauf an, als sie in der Galerie zu sehen sind. Auf diese Weise schafft sie Aufmerksamkeit für neue Künstler, ohne diese durch die Präsentation zu viele Bilder zu verbrennen. Das Beispiel zeigt wie sich Galerien erfolgreich im Netz präsentieren und einen dauerhaften Kontakt zu Interessierten, Käufern und Multiplikatoren herstellen können.

Sie wollen mehr wissen? Dann lesen Sie meinen Artikel über die 7 Gründe, warum Menschen Kunst kaufen  → Mehr hier

Quellen:
Der Tagesspiegel, Kunstverkauft digital. Hier kommt niemand hinein, in: Tagesspiegel.de: (04/2020), https://www.tagesspiegel.de/kultur/kunstverkauf-digital-hier-kommt-niemand-hinein/25750940.html (06.05.2020).
Jarmuschek, Kristian, Sturm, Birgit Maria, Der Gau. Die Verkäufe in Galerien sind auf null gefallen, in: kulturrat.de (03/2020), https://www.kulturrat.de/corona-pandemie/lageeinschaetzungen-kulturbereiche/der-gau/ (06.05.2020).
Jarmuschek, Kristian, Sturm, Birgit Maria, The Meltdown. Gallery sales drop to zero, in: artmarketstudies.org (04/202), https://www.artmarketstudies.org/tiamsa-blog-effects-of-the-corona-crisis-on-german-art-galleries/ (06.05.2020).
Kuhn, Nicola, Art Berlin wird eingestellt Aus für Berlins wichtigste Kunstmesse, in: Tagesspiegel de (12/2019), https://www.tagesspiegel.de/kultur/art-berlin-wird-eingestellt-aus-fuer-berlins-wichtigste-kunstmesse/25323446.html (06.05.2020).
Meier, Anika, Corona in die Strichkrise. Was im Lockdown über das Digitale gelernt haben, in: monopol-magazin.de (06/2020), https://www.monopol-magazin.de/was-wir-im-lockdown-ueber-das-digitale-gelernt-haben (08.06.2020).
Moll, Sebastian, Kunsthistoriker W.J.T. Mitchell über digitale Bilder. Die ästhetische Distanzierung passt perfekt in unsere Zeit, in: monopol-magazin.de (05/2020), https://www.monopol-magazin.de/interview-mitchell-kunst-online (08.05.2020).
Rieger, Birgit, Zur Situation der Berliner Galerien. Das prekäre Geschäft mit dem Glamour, in: Tagesspiegel.de (11/2019), https://www.tagesspiegel.de/kultur/zur-situation-der-berliner-galerien-das-prekaere-geschaeft-mit-dem-glamour/25254404.html (06.05.2020).
Reger, Birgit, die Rahmenbedingungen sind nicht gut. Das Corona Virus trifft auch den Berliner Kunstmarkt, in: Tagesspiegel.de (3/2020), https://www.tagesspiegel.de/berlin/die-rahmenbedingungen-sind-nicht-gut-das-coronavirus-trifft-auch-den-berliner-kunstmarkt/25649756.html
Schneider,Tim im Interview mit Andrew Goldstein, Three ways coronavirus will transform the art world [Audio-podcast], in: artnet.news The Art Angle (03/2020); https://soundcloud.com/the-art-angle/three-ways-coronavirus-will (04.08.2019).

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